Umbau Frauenfeld Marktplatz - Von der Depotstation zur Haltestelle
Vom 14. März bis 9. April 2020 war die Strecke zwischen Frauenfeld SBB und Frauenfeld Marktplatz wegen Bauarbeiten unterbrochen. Grund dafür war der Rückbau des Gleises 2, das bereits im Juni 2013 (EA 8/13) Seite Frauenfeld SBB gekappt und damit in ein Stumpengleis umgewandelt wurde. An seiner Stelle wird die St. Gallerstrasse verbreitert, um den Verkehr durch Abbiegespuren zu verflüssigen. Diese Sanierungen stehen auch im Zusammenhang mit dem geplanten Viertelstundentakt der FW ab ca. 2026, vorgesehen im beschlossenen Bahnausbauschritt 2035, dessen Auswirkungen auf den Strassenverkehr in einer Studie und Simulationen 2018 untersucht wurden.
Während der Bauarbeiten im Perronbereich endeten und begannen die Züge Seite Wil an einem provisorischen Holzperron vor dem Strassenübergang Thundorferstrasse.
Lassen wir bei dieser Gelegenheit nochmals kurz die Geschichte des früheren «Stadtbahnhofs» Revue passieren: Sie begann mit der Einweihung der Frauenfeld–Wil Bahn am 1. September 1887. Frauenfeld Stadt war damals der betrieblich wichtigste Bahnhof der Strecke, Depotstation und als einziger mit einem voll angestellten Stationsvorstand besetzt, der gleichzeitig auch Stellvertreter des Betriebsleiters war. Als Stationsgebäude existierte allerdings nur ein kleiner Güterschuppen mit kleinem, eingeschossigem Anbau (siehe Artikel 125 Jahre Frauenfeld–Wil Bahn, EA 6/12).
Erst 1897/98 entstand ein neues Stations- und Verwaltungsgebäude, in dessen Dachwohnung mit «Altane» fortan auch der Bahndirektor wohnte. Anlässlich der Elektrifizierung 1921 musste auch das kleine Dampfdepot baulich angepasst werden. Allerdings blieben sehr beengte Platzverhältnisse und die bei Eisenbahnfreunden jahrzehntelang bekannte «Freiluftwerkstätte». Dies änderte sich erst 1984/85 mit dem Bau der neuen Depotwerkstätte Wil. Auf dem Frauenfelder «Stadtbahnhof», «Wilerbahnhof» oder „oberen Bahnhof» verschwand nun aber ein Gebäude nach dem anderen: Im Februar 1989 wurde die alte Werkstätte abgebrochen, im März 1989 der Güterschuppen, gefolgt im Juni 1993 vom noch nicht ganz 100jährigen Stationsgebäude, in dessen ersten Stock zeitweise noch das Büro des Verkehrsvereins Frauenfeld untergebracht war. Am 1. Juni 1993 endete auch die personelle Besetzung des Stadtbahnhofs mit Verlegung der Betriebsleitzentrale nach Matzingen. Bald wuchs das moderne Verwaltungs- und Geschäftsgebäude «Marktplatz» in die Höhe und in die Breite, eingeweiht im Oktober 1996. Schon seit 2. Juni 1996 heisst auch die FW-Haltestelle «Frauenfeld Marktplatz».
Es folgen nun ein paar aktuelle Bilder und dann ein Blick ins Schwarzweiss-Bildarchiv aus den Jahren 1989 und 1993. Alle Fotos: Christian Ammann