Feldbahn Rechtenstein
Rechtenstein ist ein malerisches Dorf am Südrand der Schwäbischen Alb, gelegen an der Donautalbahn zwischen Sigmaringen und Ulm. Hier befindet sich die wohl kleinste Touristenbahn in unserer baden-württembergischen Nachbarschaft, eine rund 700 m lange 60 cm-spurige Feldbahn zwischen dem Bahnhof und dem früheren Holzstoffwerk, heute Wasserkraftwerk von Dipl.-Ing..E. Reitter (Das erweiterte Kraftwerk wurde am 29. Juli 2017 eingeweiht).
Das 1905 zusammen mit dem Kraftwerk erbaute, seit 1906 in Vollbetrieb stehende Holzstoffwerk Kraemer sollte schon zu Beginn durch eine elektrische Schmalspurbahn mit dem württembergischen Staatsbahnhof verbunden werden. Das 1911 wieder aufgenommene Projekt wurde aber durch den Ersten Weltkrieg, dann durch administrative Hürden weiter verzögert. Erst am 12. Juni 1922 stellte das Ministerium des Innern die Betriebserlaubnis aus. Die kleine Lokomotive wurde von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut. Die Industriebahn beförderte nun Holz vom Lagerplatz beim Bahnhof in die Fabrik und in der Gegenrichtung die produzierten Faserstoffe zum Bahnhof, von wo sie mit der Donautalbahn zur Weiterverarbeitung in die Papierfabrik Scheer transportiert wurden.
Ende der 1960er Jahre rammte ein Lastwagen die Werkbahnlok. Weil ihre Reparatur nicht mehr möglich und sinnvoll erschien, wurde sie verschrottet, und die Loren ein Jahrzehnt lang mit einem Unimog, später dann mit Traktoren gezogen. Ende der 1970er-Jahre wurden grössere Loren aus der Westschweiz (vermutlich ehem. Holzstoffwerk Rondchâtel) gekauft. Ende 1993 musste aber die letzte selbständige Holzstofffabrik der Europäischen Gemeinschaft den Betrieb einstellen.
Die Gleisanlagen der kleinen Bahn blieben liegen und motivierten Walter Kneussle aus Dürmentingen, sie ab 1984 mit einer selbst gebauten Handdraisine zu befahren. Damit entstand die Idee, das Bähnchen an den zweimal im Jahr stattfindenden Rechtensteiner Krämermärkten wieder fahren zu lassen. 1994 konnte die Diesellok Lok (Jung FNr. 6880/1936, B-dm) erworben werden, getauft auf den Namen Mathilda vom Stoi. Aus Loren entstanden zwei Personenwagen. Genehmigt am 31. Oktober 2014 verkehrt die kleine Bahn als Einmannbetrieb von Walter Kneussle nach Luftseilbahngesetz seit 2015 als offizielle Museumsbahn. Sie fährt an den Krämermärkten ab 13.30 Uhr in der Bahnhofstrasse, an weiteren 4 Sonntagen zusätzlich.
Seit 7. August 2010 kann auch wieder auf der DB-Kreuzungsstation Rechtenstein ein- und ausgestiegen werden, erst bei 4, heute bei 8 Zügen. Im Herbst 2015 wurde der 102 m lange Perron 1 um 40 cm erhöht. Von Bahnhof Rechtenstein aus ist in einer etwa 30 Minuten Wanderung entlang der Donau auch die einzigartige Klosteranlage Obermarchtal erreichbar.