Ein Ausflug nach Malnate
Malnate (Provinz Varese) liegt an der Strecke Milano–Saronno–Varese–Laveno der FNM Ferrovia Nord Milano *), besass aber auch einen Bahnhof an der internationalen Valmorea-Linie Mendrisio–Stabio–Castellanza. Das Schweizer Teilstück, die FMS (Ferrovia Mendrisio–Stabio), stand aus politischen Gründen nur von 1926–1928 für den öffentlichen Verkehr in Betrieb, überlebte aber als Güteranschlussgleis nach Stabio. Die Valmorea-Bahn verfiel hinter dem berühmten eisernen Grenztor in einen Dornröschenschlaf.
Der Club del San Gottardo führte seit Mai 1995 Touristenzüge auf einem Teilstück der ehemaligen Strecke. 2007 wurde Stabio–Malnate reaktiviert, eine Verlängerung nach Castiglione Olona (6 km) vorgesehen. Von Castiglione Olona bis Castellanza wurde die ehem. Strecke 2010 in einen Veloweg umgewandelt. Der Bau der neuen Strecke Mendrisio – Stabi –Arcisate – Varese (FMV Ferrovia Mendrisio – Varese) bewirkte aber die Einstellung des Tourismusverkehrs zwischen Mendrisio und Malnate. Eine Wiederaufnahme wird auch durch verschiedene administrative Hürden erschwert.
Die hier gezeigten Bilder stammen von einer Fahrt vom 10. Juni 2012 von Mendrisio nach Malnate und zurück. Der Club del San Gottardo setzte an diesem Tag nach einer 5 Jahre dauernden Revision erstmals wieder die E 3/3 8501 (SLM Winterthur N° 2076, 1910; ex SBB 8501; ex Emser Werk Domat/Ems, N° 1; ex Oswald Steam Samstagern, seit 1993 Club San Gottardo) ein. Der mittägliche Zug mit zwei roten Wagen ex-WM und –RHB nach Malnate und zurück fuhr somit als Rarität mit 2 Dampflokmotiven, Seite Malnate die braune E 3/3 8463, Seite Mendrisio die grüne E 3/3 8501.
Das nachfolgend abgeschriebene Dokument aus dem Archiv SBB Historic (312 – 4 – 6 SBB 00 5 ex-Bundesarchiv) dokumentiert die Haltung der SBB betreffend einer vom Kanton Tessin angeregten Wiederinbetriebnahme der FMS: Der Oberbetriebschef schreibt am 13. Juli 1945 ans Präsidium der Generaldirektion SBB:
„Die Mendrisio – Stabio Bahn (MSB) musste ihren Betrieb am 31. Mai 1928 mangels genügender Geldmittel und weil sie ständig mit Verlusten arbeitete, einstellen. Der Betrieb der MSB beschränkte sich auf die Besorgung des Lokalverkehrs zwischen Mendrisio und Stabio, weil u.W. ein Transitverkehr zufolge dem ablehnenden Verhalten der ital. Behörden nicht aufkam. Die Zollbehandlung für Personen, Gepäck und Güter erfolgte schweizerischerseits in Stabio und italienischerseits in Val Morea."
„Diese Bahn, bei der schon grosse Kapitalien verloren gingen, ist nur existenzfähig, wenn ihr ein gewisser Transitverkehr zugeschieden werden könnte, worüber der Entscheid bei den italienischen Behörden liegt. Selbstverständlich würde dadurch den SBB Verkehr entzogen. Betrieblich hätte die Wiederaufnahme des Verkehrs auch zur Folge, dass bei einer Verkehrsteilung des Güterverkehrs die Wagen in Bellinzona ausgeschieden werden müssten, was unseren dortigen Rangierdienst erheblich belasten würde. Die SBB haben kein Interesse an der Wiederaufnahme des Verkehrs dieser Bahn, und es ist nicht an ihnen, sich hiewegen mit den italienischen Behörden in Verbindung zu setzen. Es muss dies entweder durch die Initianten selbst oder durch das Post- und Eisenbahndepartement geschehen."
*) 2009 haben die Regionalbahndirektion Milano von Trenitalia und LeNord (Betriebszweig der FNM) zu Trenitalia LeNord, seit 2011 TRENORD fusioniert.
Weitere Informationen